Mit allen Sinnen ein Gebet erleben
Unter dem Titel „Zwischen Himmel und Erde - das Vaterunser in Wort, Bild und Musik“ wird am 5. Juli in Verden im Dom eine Ausstellung über das bekannteste Gebet der Welt eröffnet.
Fast zwei Jahre lang hat sich eine ökumenische Projektgruppe vorbereitet und freut sich nun, dass sie tatsächlich stattfinden kann. „Jetzt, wo so Vieles abgesagt werden muss, ist vielleicht genau die richtige Zeit für unsere Ausstellung. Durch die Erfahrungen der letzten Monate mit Corona lassen sich Menschen sicher leichter dazu anstoßen, sich mit den wesentlichen Dingen des Lebens zu beschäftigen“, vermutet Pastor Markus Wendebourg, der Initiator des Ausstellungsprojektes. „Wir haben versucht, ganz persönliche Zugänge zu schaffen und die Besucher über alle Sinne anzusprechen: Es gibt viel zu sehen, aber auch Musik und Texte zu hören und an allen Stationen kann man seine eigenen Erfahrungen mit diesem Gebet reflektieren,“ ergänzt Christian Wietfeldt, der als Kirchenpädagoge am Dom tätig ist.
Die Ausstellung ist konzipiert als ein Gang durch das Vaterunser. Für jede der Bitten gibt es einen eigenen Raum, gestaltet wie ein Zelt. Dadurch steht die jeweilige Bitte für einen Moment im Mittelpunkt des Erlebens. Für jedes dieser Zelte war eine kleine Vorbereitungsgruppe zuständig und hat auf ganz unterschiedliche Weise ihre Ideen dazu umgesetzt. Das war die große Herausforderung für den Bühnenbildner Uli Wolff. „Ich hatte eine Fülle von einzelnen Ideen bekommen und nun die Aufgabe, daraus ein Konzept zu machen. Inzwischen habe ich etwa 1,5 Kilometer Holzlatten zu 90 Rahmen verarbeitet und mehrere hundert Meter Stoff darauf gespannt.“ Jeder Raum bekommt seine ganz eigene Atmosphäre, so ist in einem bereits ein großer Olivenbaum zu sehen und ein weiterer ist komplett schwarz ausgekleidet.
„Das Vaterunser ist ein Schatz, den wir in unserem Glauben haben,“ findet Superintendent Fulko Steinhausen. „Mit diesem Gebet können auch die Menschen beten, die keine eigenen Worte finden. Es ist alles darin enthalten, was uns Menschen im Leben bewegt.“
Den Schatz heben und zugänglich machen auch für Menschen, die nur selten beten oder denen kirchliche Sprache fremd geworden ist, das ist eines der Ziele für die Ausstellung. „Wir haben hier im Sommer sehr viele Fahrradtouristen,“ berichtet Dorothea Biermann, die als Pastorin im Ruhestand oft als Kirchenhüterin tätig ist. „Der Dom gehört zum Besichtigungsprogramm in Verden einfach dazu. Und wenn nun Menschen dabei auch unsere Ausstellung ansehen, können sie dabei so etwas wie ein „ökumenisches Handgepäck“ mitnehmen und sich inspirieren lassen.“
Barbara Walther aus der katholischen Propstei St. Josef in Verden war in der Gruppe zur Bitte „Vergib uns unsere Schuld“. Sie berichtet aus den Vorbereitungen: „Das Thema Schuld ist in unserer Gesellschaft ja immer gegenwärtig. Wir haben uns darauf konzentriert, es so umzusetzen, dass es für alle Altersgruppen anregend ist und man nicht bibelfest dafür sein muss. Die Station ist interaktiv - mehr verrate ich hier noch nicht…“.
Zum Team gehört auch Dr. Björn Emigholz, der als Leiter des Verdener Domherrenhauses Erfahrung mit Museen und Ausstellungen hat. Über ihn kam der Kontakt zu Uli Wolff, mit dem er schon mehrere Projekte gemeinsam realisiert hatte. „Ein Gebet, das sind erstmal nur Worte und diese dann dreidimensional umzusetzen - das war unsere Herausforderung!“
Ob das gelungen ist, können Interessierte vom 5. bis zum 31. Juli erkunden. Die Ausstellung ist täglich geöffnet von 9 -17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Durch die nötigen Abstandsregelungen können zeitgleich immer 20 Personen hindurchgehen. Zusätzliche Informationen zu den Stationen sind jeweils über einen QR-Code via Smartphone abzurufen.
Eröffnet wird die Ausstellung mit einem Gottesdienst am Sonntag, 5. Juli um 15 Uhr im Dom. Es predigt Regionalbischof Hans-Christian Brandy aus Stade. Es wird nur eine beschränkte Teilnehmerzahl geben können, eine Anmeldung ist jedoch nicht erforderlich.
Begleitend zur Ausstellung gibt es zwei Vorträge und ein Konzert: Am Freitag, 10. Juli um 19 Uhr Vortrag zum Bilderzyklus „Vaterunser“, beides von Henning Diers. Am Donnerstag, 16. Juli um 19 Uhr „Pater noster per organo“, Vaterunser-Vertonungen aus verschiedenen Jahrhunderten mit Tillmann Benfer an der Orgel. Am Freitag, 24. Juli um 19 Uhr ein Vortrag von Professor Dr. Okko Herlyn aus Bochum „Keine fromme Allzweckwaffe“ - ein Versuch, das Vaterunser zu verstehen.
Für den gesamten Zeitraum der Ausstellung werden auch noch Freiwillige gesucht, die stundenweise am Einlass und der Betreuung helfen. Dazu kann man sich in der Domküsterei unter 04231-2495 melden.
Foto (Dierolf): Im Altarraum gibt es einen großen Spiegel, der das Gewölbe des Doms widerspiegelt: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit….“
hier von links: Uli Wolff, Björn Emigholz, Markus Wendebourg, Barbara Walther, Fulko Steinhausen, Dorothea Biermann, Christian Wietfeldt.
kleines Foto (Dierolf): Die Projektgruppe mitten im Aufbau der Ausstellung
von links: Barbara Walther, Fulko Steinhausen, Dorothea Biermann, Björn Emigholz, Uli Wolff, Christian Wietfeldt, Markus Wendebourg,