Probelauf mit Ephoralbericht
Alles anders im Corona-Jahr, so könnte die Überschrift über der Arbeit von kirchlichen Gremien in diesem Jahr heißen. Die Kirchenkreissynode (früher Kirchenkreistag) hat in diesem Jahr noch keine Tagung durchführen können, da zu allen geplanten Terminen die Corona-Auflagen eine Sitzung unmöglich machten. Im November wurde nun ein neuer Weg beschritten. Das Gremium, das im Bereich des evangelischen Kirchenkreises in etwa die Funktion des Kreistags in einem Landkreis hat, tagte erstmals per Video-Konferenz. Weil von der Landeskirche für solche digitalen Tagungen und mögliche Entscheidungen und Abstimmungen noch einige rechtliche Fragen geklärt werden müssen, war es zunächst keine offizielle Sitzung sondern ein „Probelauf“. Es hatten sich 50 Delegierte zugeschaltet, als die Vorsitzende Sonja Bohl-Dencker die Sitzung eröffnete. Zunächst ging es um den Ephoralbericht, also den jährlichen Bericht des Superintendenten zur Lage des Kirchenkreises. Fulko Steinhausen ist mittlerweile seit zwei Jahren in Verden und konnte seine Eindrücke und Erfahrungen aus dieser Zeit darstellen. „Ich freue mich, dass wir entgegen dem landeskirchlichen Trend im Moment alle Stellen besetzt haben“, stieg er in seinen Bericht ein. Besonders was die Pfarrstellen angeht, ist das nicht mehr in allen Kirchenkreisen selbstverständlich. „Der Blick nach vorne sieht allerdings nicht so rosig aus“, fuhr er fort, “in den nächsten 10 Jahren werden 16 unserer Pastoren und Pastorinnen in den Ruhestand gehen. Allein im kommenden Jahr sind es drei Personen.“
Ob diese Stellen alle wieder ausgeschrieben werden können oder ob es Kürzungen geben muss, wird Teil des neu zu erstellenden Stellenplans sein. Und ein Blick in andere Kirchenkreise zeigt, dass längst nicht mehr jede Pfarrstelle zügig wieder besetzt werden kann.
Was die Gebäude in den Gemeinden angeht, konnte Steinhausen darauf verweisen, dass es im Kirchenkreis ein gutes Gebäudemanagement gibt, das bezüglich Bedarfsplänen und Energiemanagement zukunftsorientiert arbeitet. Bei der derzeitig dynamischen Entwicklung der Kirche wird es jedoch ein Thema bleiben, welche Gebäude in 15 Jahren noch gebraucht und erhalten werden. Hier werden inhaltliche Konzepte der Arbeit und die Planung von Gemeinde -und Pfarrhäusern künftig noch mehr als bisher ineinander greifen müssen.
„Der Blick auf die Zukunft der Kirche wird zwar im Moment etwas durch die Corona-Krise überdeckt,“ so Steinhausen in seinem Bericht. „Wir merken jedoch, da tut sich etwas Grundlegendes, das durch Straffungen und Kürzungen allein nicht mehr zu bewältigen sein wird.“
Auch im Kirchenkreis Verden gab es einen deutlichen Mitgliederschwund von 9000 Mitgliedern in neun Jahren. Neben den finanziellen Verlusten gibt es jedoch auch einen in der Gesellschaft deutlich wahrnehmbaren Rückgang der Bedeutung von Glauben und Kirche. Superintendent Steinhausen setzt eine positive Haltung dagegen: „So wie es unserem Glauben entspricht, können wir darauf vertrauen, dass auch in diesen Veränderungen Gott am Wirken ist.“ Er machte den Delegierten Mut, die neuen Herausforderungen anzunehmen, zu echter Veränderung bereit zu sein und die neuen Möglichkeiten auszuloten, die auch in der Situation liegen.
Im zweiten Teil der Sitzung ging es dann um die naheliegende Zukunft: Bis zum Ende des kommenden Jahres müssen für alle Arbeitsbereiche des kirchlichen Lebens Konzepte geschrieben werden, die Grundlage für eine Finanz-und Stellenplanung für die kommenden sechs Jahre sind. Dazu wurden Arbeitsgruppen gebildet, die bis zum Frühjahr 2021 inhaltliche Entwürfe erstellen.
Foto (Dierolf): Superintendent Steinhausen