Kirchenkreissynode beauftragt die Gemeinden im Kirchenkreis
Bei ihrer letzten Tagung hatte die Synode des Kirchenkreises Verden ein schwieriges Thema auf der Tagesordnung: Es ging um die Erstellung eines Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt.
„Eigentlich ist das eine gute Sache heute,“ brachte Referentin Anuschka Lütje es auf den Punkt, “denn mit den von Ihnen erstellten Konzepten können Sie sexualisierte Gewalt verhindern!“
Lütje ist Mitarbeiterin der Zentralen Fachstelle der Hannoverschen Landeskirche, die für alle Fragen rund um Prävention, Hilfe und Aufarbeitung im Bereich der sexualisierten Gewalt zuständig ist.
Die Einrichtung dieser Fachstelle sowie der Auftrag an alle Kirchenkreise, Gemeinden und Einrichtungen, eigene spezielle Schutzkonzepte zu entwickeln, ist Teil der Strategie der Evangelischen Kirche, zukünftige Fälle von sexualisierter Gewalt zu verhindern und Fälle, die öffentlich werden, aufzuarbeiten.
Lütje führte in einem kurzen Vortrag in die Thematik ein und korrigierte auch Mythen und Vorurteile: „Täter und Täterinnen sind eben nicht Fremde, sondern kommen meist aus dem engen Umfeld. Und es ist auch meistens nicht erkennbar, wenn ein Kind oder auch eine erwachsene Person sexualisierte Gewalt erlebt hat. Viele Betroffene schweigen sehr lange, weil sie Angst haben. Die Täter planen ihre Aktionen sehr genau und verwickeln die Kinder in eine emotionale Abhängigkeit. Und - um ein Bild für die Häufigkeit zu bekommen: Statistisch gibt es in jeder Schulklasse ein bis zwei betroffene Mädchen oder Jungen.“
Im Kirchenkreis Verden hat eine Steuerungsgruppe „Bausteine zur Erstellung eines Schutzkonzeptes“ entwickelt, die für Kirchengemeinden und Einrichtungen Grundlage sein können, ein jeweils eigenes, für die Situation vor Ort passendes, Konzept zu entwickeln. „Dabei geht es besonders um die Risiko-und Ressourcen-Analyse“, erklärte Pastorin Irmela Büttner als Mitglied der Steuerungsgruppe, „also genau anzuschauen, wie vor Ort die baulichen Gegebenheiten sind, welche Situationen es geben könnte, die Übergriffe erleichtern und wie diese verhindert werden können.“ Sie machte außerdem deutlich: „Das Wichtigste in der gesamten Thematik ist die Haltung. Wir müssen deutlich machen: Bei uns in der Kirche wird keine Form von Gewalt gedultet. Wir schauen hin und wir handeln!“
Deshalb soll es auch für alle Gemeindehäuser Plakate geben mit Hinweisen auf Beratungs- und Hilfsangebote und mit der klaren Botschaft: Hier hat sexualisierte Gewalt keine Chance!
Die Kirchenkreissynode erteilte im Anschluss den deutlichen Auftrag: Mit den erarbeiteten Bausteinen sollen die Gemeinden und Einrichtungen bis zum Frühjahr 2024 ihre eigenen Schutzkonzepte entwickeln und verabschieden.
Foto (Dierolf): von links: Pastorin Irmela Büttner, Superintendent Fulko Steinhausen und Pastorin Cathrin Schley von der Steuerungsgruppe des Kirchenkreises mit den „Bausteinen für ein Schutzkonzept“ und rechts Referentin Anuschka Lütje von der Fachstelle in Hannover